Wenn man über Vorsätze spricht, redet man eigentlich nur über sich und dann schreibt man natürlich auch fast nur über sich selbst.
In den letzten Jahren habe ich nie Vorsätze für das nächste Jahr formuliert, sondern das Leben so entwickelt, wie es sich verändert hat. Immer wieder kamen andere Dinge und neue Menschen dazu,
man musste sich anpassen, Herausforderungen stellen und seinen Weg am Leben ausrichten. Konfuzius sagte „Der Weg ist das Ziel“. Das zentrale Thema von Konfuzius Lehren war die
menschliche Ordnung. Seiner Meinung nach sei die menschliche Ordnung durch Achtung vor anderen Menschen und Verehrung der Vorfahren erreichbar.
In 2014 ist mein Vater Carlos gestorben. Auch bin ich 2014 fünfzig Jahre alt geworden. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Menschen, die einem wichtig sind und mich ein Leben lang
begleitet haben, vermehrt sterben und mich verlassen werden. Die „gewohnte“ Ordnung wird sich immer wieder verändern und neue Anforderungen stellen, denn man neigt dazu an den alten Dingen
festzuhalten.
Wahrscheinlich ist das der Anlass, über die nächsten 50 Jahre nachzudenken und sich dafür „gute“ Vorsätze zu machen. 50 vergangene Jahre scheinen ein langer Weg gewesen zu sein. Doch eigentlich
kommt der schwierige Teil erst jetzt, denn die Erfahrung beleuchtet nur das Stück Weg, was hinter einem liegt.
Ich habe am Neujahrsmorgen über mögliche Vorsätze für 2015 nachgedacht und festgestellt, dass diese Vorsätze allesamt Lebensgrundsätze sind, die man sich so in den Jahren erarbeitet hat und so
gut es geht umsetzt.
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Harmonie - Denke an die Menschen, die du liebst und dich lieben.
Ich hoffe, dass es gelingt 2015 in harmonisch mit meinem Umfeld zu leben. Eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit, aber bei diesem Vorsatz geht es darum, dass man nichts Wichtiges
vergisst und mit anderen Vorsätzen auszugleichen. Manchmal müssen Menschen darunter leider, dass ich nicht alles machen kann, andere Dinge wichtiger finde oder schlicht Dinge vergesse, die
aber WICHTIG sind. In der Vergangenheit hörte ich Vorwürfe, dass ich zwischen allen Stühlen sitze oder auf mehreren Hochzeiten tanzen wollte. Andere sagten Starrsinn dazu, was nicht stimmt,
aber die Sache auch nicht besser macht.
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Aufmerksamer sein!
Ich werde auch in 2015 Fehler machen. Wenn ich das selbst nicht bemerke, werden mir andere das schon sagen. Ich werde mich nicht dafür schämen und man wird mir nur verzeihen, wenn ich das
selbst tue und aktiv an meinen Fehlern arbeite.
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Gerade bleiben!
Für 2015 habe ich keine Vorlieben und auch keine Vorurteile. So zu bleiben wie man heute schon ist, hört sich gut an, ist aber falsch. Man muss sich immer bewegen. Viel wichtiger ist, dass
man sich dabei nicht verbiegen lässt und sich nicht selbst verrät, sondern zu seiner Lebensphilosophie und zu seiner Überzeugung steht. Leider steht das oft im Widerspruch zu anderen
Vorsätzen. Es ist schon jetzt klar, dass das wohl nicht alles so klappen wird, wie gedacht.
Ich habe mich in den letzten Jahren nicht verbogen, blieb bei einer Linien und bin immer ehrlich geblieben. Und genau das wird wohl auch in 2015 wieder Ärger geben und den Vorsatz zur
Harmonie erschweren.
Ein Bekannter hat zu mir gesagt, dass es so nachvollziehbar ist, „dass Dich keiner lieb hat“. Nach seiner Meinung sollte ich manchmal einfach nur den Mund halten, oder den Menschen etwas
vorgaukeln, statt aufrichtig zu sein.
Doch statt ein Buch zu schrieben "Wie kriecht man jemanden in den Arsch?“ und mich dann mit solchen Kriechern und JA-Sagern zu umgeben, bleibe ich lieber "einsam". Es war und ist nie mein
Lebensziel gewesen, von „allen“ bewundert zu werden. Diesen Psychoquatsch musste ich mir letztes Jahr von Leuten anhören, die tatsächlich selbst die Egomanen waren, was sie aber anderen
aus reinem Neid vorwarfen.
Mir reichen meine Familie und treue Freunde, auf die man sich verlassen kann.
Mir ist klar, dass man nicht ständig glücklich sein kann, denn dann müsste man ständig den Dingen hinterherlaufen.
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Auch in den letzten Jahren war das nicht immer leicht, aber versuche auch weiterhin dich jeden Tag zu erneuern.
Jeder Tag ist ein neuer Tag mit neuen Chancen, neuen Ideen, warmen Sonnenschein, frischer Luft zum Atmen und einer spannenden Zukunft.
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Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen.
Leider hat mir das meistens keinen Ärger erspart, aber zumindest kann man so von anderen Menschen kaum enttäuscht werden. Man soll nicht predigen, was man tut, bevor man nicht getan
hat, was man predigt.
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Mehr
Kraft durch Ruhe.
Ich verbringe meine Tage nicht damit, eine Rolle zu spielen, die andere für mich ausgesucht haben, sondern entscheide mich selbst zu dem, was ich tue. Dabei geht es sehr häufig nicht um die
Harmonie, die ich mir eigentlich wünsche, sondern um heftigen Streit und harten Auseinandersetzungen, mit Menschen, die ich kaum kenne. Dabei geht es mir nicht um egoistische und persönliche
Ziele oder Geld, sondern es geht um Überzeugungen, politische Interessen und darum „Gerade zu bleiben“.
Jedem Tag schaue ich Unbekannten und Bekannten in die Augen, mit denen ich mich auseinandersetzen muss. Manchmal komme ich an die Grenzen meiner Widerstandskraft und dann weine ich am
Ende des Tages. Auch wenn ich es mir selten anmerken lasse, geht das nicht spurlos an mir vorbei, denn ich will immer Mensch dabei bleiben. Das ist nichts Außergewöhnliches und ich würde mir
für die Kämpfe mehr Kraft wünschen, diese Härte und Kälte zu bestehen. Dazu muss ich mir mehr Ruhe gönnen und mehr Zeit mit meinen Lieben suchen.
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