Zu weich oder zu hart?

Sind unsere Ansprüche an das Leben zu groß oder kann man eigentlich nicht zu viele Ansprüche an das Leben haben?

Wieso soll man zurückstecken und wieso soll man warten? Es ist viel zu wenig Zeit, als dass man die Zeit damit Verschwenden sollte darüber nachzudenken, dass man zu anspruchsvoll sein könnte, um dann genügsam zu werden.

 

Schon bei langen Schlangen an einem Postschalter oder im Wartezimmer eines Arztes fühle ich mich genervt. Ich erdulde das Warten, doch hadere ich damit wieder zu gehen und ein andermal zu kommen. Wenn es nicht wichtig ist, tue ich das auch. Doch bei den notwendigen Dingen, so auch im Leben, stelle ich mich hinten an, warte beharrlich und freue mich dann doch, wenn ich vom Schalter oder der Arztpraxis wieder weg bin. 


Irgendwie fühlt man sich manchmal wie ein einsamer Berglöwe, der sein ganzen Leben alleine führt und nur während der Paarung und der Aufzucht der Nachkommen sein Revier teilt. Als Mensch glauben wir, dass wir so nicht sind. Wir brauchen Menschen, die man lieben kann, die einen küssen, die Erzählungen lauschen und deren Geschichten man gerne hört, mit denen man lachen kann, mit denen man zusammen weint oder mit denen man sich in den Armen liegt, sich wärm und einfach zusammen freut.
Doch am Ende ist es so wie es bei allen Menschen ist, denn tatsächlich sind wir allein auf dieser Welt und müssen alleine sehen, wie wir klar kommen, wie wir weiter gehen und wohin uns der Sturm treibt. Das ist a eigentlich nichts Neues, aber es tut immer wieder weh, wenn man an solch einem Punkt im Leben gekommen ist; wenn ein Freund geht, ein naher Verwandter stirbt oder man einfach abends alleine vor dem Fernseher sitzt.
Und dann kommen wieder die Tage, an dem man aus Überschwang und Leidenschaft fast platzen möchte und an denen man im Rausch der Gefühle und der Lust am Leben fast die Besinnung verliert. Nie erlebt man das alleine, sondern immer zusammen mit anderen Menschen und dann ist man doch Teil einer Gemeinschaft, in der man glücklich werden möchte.

 

Ich habe einen hohen Anspruch an das Leben. Und das sage ich auch immer in alle Deutlichkeit. Ich will das pralle und das Schöne leben und nicht einfach nur zusehen, abwarten und von den Resten leben. Und genau das macht es besonders schwer, denn man erkennt schnell, dass es so leicht nicht geht. Dabei ist harte Arbeit und konzentrierter Fleiß die einfachere Herausforderung, denn das führt zu den Zielen, die man anstrebt. Und trotzdem oder gerade deshalb werde ich mich damit nicht zufrieden geben. Sicher kann man sich nicht einfach alles nehmen, sich vordrängeln und andere damit verletzten, doch man sollte sich nicht in eine Ecke oder an den Rand drängen lassen. Man muss nicht einfach anstehen, sondern aufstehen, dem Gegenwind und Attacken trotzen, sich Gleichgültigkeit und Verständnislosigkeit erwehren und jeden Tag für seine Ideale, seine Wünsche und sein eigenes Glück kämpfen.

 

Und dann kommen die anderen, die behaupten, dass man zu laut sei, dass die Forderungen zu hoch oder die Wünsche zu viele seien, dass man sich mit viel weniger zufrieden geben solle und man besser schweigen sollte, statt seine Stimme zu erheben, Doch dieses sind immer nur diejenigen, die entweder alles haben oder sich nur mit dem zufrieden geben, was an der Tischkante herunterfällt. Das bin ich beides nicht und das sind die meisten Menschen auch nicht. Und genau deshalb werde ich immer ganz laut sagen, was ich vom Leben will, denn es ist unser aller Welt, und gehört nicht nur ein paar wenigen starken, reichen, schönen und mächtigen. Und auch wenn es denen oder auch Euch nicht passt: "Ich will das ganze schöne Leben und das ganze Glück!"
 
Ich denke nicht, dass meine Ansprüche an das Leben zu hoch sind. Vielleicht spreche ich nicht deutlich genug, dass alle Menschen mich verstehen oder vielleicht ist es den anderen zu viel, was ich sage, schreibe und möchte? Niemand muss mir etwas abgeben, niemand muss mich umarmen und niemand muss zuhören oder meine Texte lesen, wenn man nicht will. Es ist genug davon da und dass gehört uns allen.

 

Bin ich zu weich, um die Realität zu ertragen? Nein, denn das Streben nach Glück ist ein Menschenrecht und das lasse ich mir nicht nehmen. Wir alle und auch ich haben einen Anspruch darauf. Ich weiß was und wohin ich will und dabei bin ich unnachgiebig und hart!

P.S.: ... und so lebe ich glücklich ...

"Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich." Zitat von André Gide.

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