Willkommen in Bergisch Gladbach, wo nicht nur der Mief der Vergangenheit durch die Gassen weht, sondern auch die politische Macht nach Parteibuch riecht. Hier tanzt nicht der Bär, sondern die
Bälle – allerdings bevorzugt nach den Regeln der CDU. Sportvereine? Eigentlich Orte der Gemeinschaft. Doch manche mutierten in den letzten Jahren zu CDU-Schaufenstern, in denen Netzwerke gepflegt
werden wie Kunstrasen und die Satzung vor allem dann gezückt wird, wenn sie konservativen Interessen und dem Ausbau von Macht und „Freundschaft“ dient.
Was einst ein lebendiger Treffpunkt für Jugendliche mit roten Flecken der Aschenplätze auf der Hose war, ist heute mitunter Bühne für Karrieren und Selbstdarstellung, die mehr mit
Fraktionssitzung als mit Fußballtraining zu tun haben. In diesen Hallen rollt der Ball nicht dem Tor entgegen, sondern schnurstracks in die Arme derjenigen, die das richtige Parteibuch im
Vereinsbeutel tragen. „Sportlichkeit? Nett. Aber Hauptsache CDU.“ scheint das neue Vereinsmotto.
Die Unsichtbaren auf dem Spielfeld
Während einige Sportvereine mit CDU-Patina regelmäßig mediale Aufmerksamkeit genießen und von der Lokalpolitik mit Steuergeldern verwöhnt werden, fristen andere ein Dasein im Abseits von Presse,
der Politik und Steuerhilfen. Dort, wo tatsächlich engagiert Gemeinschaft und Nachbarschaft gelebt, Integration gefördert, Demokratie geübt und Gesundheit und Breitensport gestärkt wird, hören
wir – wenig. Kein Interesse bei den Lokalreporter:innen, keine Schulterklopfer aus dem Rathaus. Ehrenamt? Ja. Aufmerksamkeit und finanzielle Zuwendungen? Fehlanzeige.
Der Law-and-Order-Libero
Man stelle sich vor: Ein ehemalige Bundestagsabgeordnete und Mann mit markigen Bekenntnissen zur Inneren Sicherheit, als Präsident eines Sportvereins. Einst war sein Verein weniger ein Ort für
Trainingsjacken als für Maßanzüge. Dort wurde Inklusion dann befürwortet, wenn sie in die Pressemitteilung passte – ansonsten aber elegant umspielt. Kritik prallte ab wie ein Sonntagsschuss an
der Querlatte: „Ruhe auf den Rängen!“ war das Mantra seiner Präsidentschaft – ein politisches Solo im Trikotformat, mehr Parteitag und restriktive Migrationspolitik als Sportfest.
Kunstrasen à la CDU: Provinzposse mit Prestige
Und dann die Geschichte vom Kunstrasenplatz in der Belkaw-Arena – ein echtes CDU-Paradebeispiel für „gute Beziehungen“. Unter der Regie von Ex-Bürgermeister und Ex-Landrat, beide CDU-Veteranen
mit Stallgeruch, wurde für über 210.000 Euro Steuergeld ein grüner Teppich ausgerollt – allerdings nicht für alle. Während die Sporthalle an der Schule leckt und Decken sich von der Wand
verabschieden, floss der große Geldsegen für einen unnötigen Kunstrasen brav zum CDU-nahen Verein. Demokratische Kontrolle? Gestrichen. Die Finanzierung? Durchgewinkt im Verwaltungshinterzimmer –
ganz der alten Schule folgend: „Man kennt sich, man hilft sich.“ … natürlich großzügig und legal.
Und als wäre das alles nicht schon genug Provinztheater, kam der Verein nach dem Spatenstich ganz plötzlich zu der Erkenntnis: „Ups, Eigenanteil und Rückzahlung ist doch schwierig.“ Aber keine
Sorge: Die Stadt sprang ein – großzügig, schnell, verständnisvoll, aber eigentlich sonst „unüblich“ und eben eine „Ausnahme“, ausgerechnet für die CDU. Bei einem nicht-CDU-nahen Verein würde die
Stadt noch den Kontoauszug der Großeltern einfordern, um einen Kredit doch hart abzulehnen. Diese anderen Vereine in Bergischen Gladbach bezahlen ihren Umbau oder Kunstrasen selbst oder legen
sogar selbst Hand an. Was das fehlt sind eben genug CDU-Parteibücher.
Das Präsidium und Vorstand in blauen Hemden und dunklen Anzügen:
CDU-Festung Bergisch Gladbach intern
Wer in diesem Verein das Sagen hat und hatte? Ein CDU-Album der Lokalpolitik:
• Lokale CDU-Prominenz: Langjähriger EX-CDU-Bürgermeister von Bergisch Gladbach, ist Präsident und verkörpert die enge Verflechtung von CDU-Politik und Vereinsführung in der
Stadt.
• CDU-Kreistagsabgeordnete: Seit 1999 für die CDU im Kreistag, im Vereinsvorstand – mit Parteibuch und Sitzfleisch.
• CDU-Anhang: Die Schnittstelle zwischen Vereinskommunikation und politischer CDU Öffentlichkeitsarbeit.
• Bekannter CDU-Veteran: Der Law-and-Order-Mann mit dem Rückpass zur Parteizentrale, Bundestag, zu Medien und dem dem 1. FC Köln.
• CDU Rheinisch-Bergischer Kreis: Ex-Landrat mit Hang zur großzügigen Förderpolitik – für die Richtigen.
Spielerpass oder Parteibuch? Auf dieser CDU-Spielwiese gewinnt letzteres. Sozialkompetenz? Nicht ausgeschlossen aber optional. Der Verein als CDU-Kaderschmiede, in der politische Seilschaften
besser gedeihen als Jugendmannschaften oder Integration.
Ein Spiel mit dem 1. FC Köln – und mit der Öffentlichkeit
Ein Freundschaftsspiel als „Partnerverein der FC-Akademie“ mit dem 1. FC Köln selbst bringt Prestige, Aufmerksamkeit und klingelnde Kassen. Dass ein ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneten selbst
fast FC-Präsident geworden wäre, zeigt, wie weit das Netzwerk reicht. Doch die Basisfans hatten da andere Vorstellungen – 2019 wie auch 2025. Wer Law-and-Order ruft, wenn andere „Willkommen“
sagen, sollte vielleicht nicht das Gesicht eines weltoffenen Vereins sein. Aber in der CDU wird halt lieber verwaltet als verwirrt – auch im Stadion.
Zurück zum Ursprung: Sport für alle
Der Sportverein – einst Hoffnungsträger für ein Miteinander jenseits von Status und Herkunft – ist an manchen Stellen zur Bühne für Elitenpolitik verkommen. Doch es gibt sie noch: die vielen
Vereine, in denen nicht das Parteibuch den Ausschlag gibt, sondern der Wille zur Teilhabe.
Ein paar Vorschläge – halb ironisch, aber ganz ernst gemeint:
• Demokratisierung statt Parteibuchkultur: Vereine müssen von unten wachsen, nicht von oben gesteuert werden.
• Preise runter, Zugang rauf: Sport soll keine VIP-Lounge sein. Jeder Mensch hat ein Recht auf Tribüne und Training. Breitensport statt Zäune um Kunstrasen. Offene Sportstätten
für alle.
• Haltung zeigen, nicht nur vor der Kamera: Keine Toleranz für Diskriminierung – weder auf dem Platz noch im Vorstand.
• Parteibuchfreie Zonen schaffen: Der Verein ist kein Wahlkampfstand. Wer autoritäre Politik betreibt, gehört nicht ins Ehrenamt, sondern in den Kommentarbereich der
Bouleverd-Presse.
Fazit: Ein Volleyschuss für die Gerechtigkeit
In Bergisch Gladbach zeigt sich an manchem Sportverein, wie parteipolitische Verstrickung soziale Bewegung lähmt. Doch der Sport gehört allen – nicht den Netzwerken, nicht der CDU, nicht den
PR-Agenturen. Was wir brauchen, sind Vereine, die wieder Räume schaffen für Miteinander statt Machtspielchen. Die leisen, ehrlichen, engagierten Sportvereine dieser Stadt verdienen Sichtbarkeit –
nicht den Schatten der CDU-Festungen.
Statt konservativem Blau: ein kritischer Blick auf die Provinz und ein Herz in Rot-Weiß, das für Solidarität und Offenheit schlägt.