Wir sind noch da!


Fünf Jahre als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Bergisch Gladbach waren rückblickend betrachtet eine Torture wie in einem Schützengraben bei ununterbrochenen Beschuss mit vielen Treffern ins Herz. Ein positives Denken und eine offene Haltung gegenüber Menschen wurden auf eine harte Probe gestellt, wenn man sein Mandat ernst nahm und sich für seine Aufgabe eingesetzt hat. Bei so viel Gift musste man aufpassen, dass man nicht krank davon wurde. Wahrscheinlich ist dieser Art der Politik nichts für mich, denn ich kann mein Mensch sein nicht abschalten, so wie es andere Politiker tun. Andere lehnen sich zurück und betrachten ihr Ratsmandat als eine Art lockeren Ferienjob und warmen Platzhalter mit angenehmer Aufwandsentschädigung, für die man nichts tun muss, außer an der „richtigen“ Stelle die Hand zu heben.

Neben den vielen schlechten Dingen, Angriffen und Bösartigkeiten konnte ich auch viele gute und gute ehrliche Menschen kennenlernen. die ich nicht vermissen will. Davon übrigens mehr bei dem politischen Mitbewerbern und "Gegnern" als in meinen vorgeblich „eigenen“ Reihen. Für die hat sich die Arbeit gelohnt. Danke!
Doch viele andere haben feste zugetreten und einige tun es bis heute. Die Seele weint still. Wer seine Prinzipien nicht aus den Augen verliert, verliert auch nicht die Kraft jeden Tag von neuen gegen solche Respektlosigkeit oder sogar Hass anzutreten. Hass, Rassismus und Sexismus sind in den fünf Jahren offen zu Tage getreten und auch die Mobber sind bis heute am Werk.

Heute bin ich zum Glück nicht mehr dazu gezwungen, mich mit Menschen auseinandersetzen, die mich beschimpfen, mir böse an den Karren pinkeln wollen oder sich unverhohlen über mich lustig machen, weil sie mich nicht ernst nehmen.
Heute kann ich diese ignorieren, ausweichen und mich abwenden, wenn ich das will und genau das tue ich. Leider geht das nicht immer locker gelassen. Es bedeutet auch nicht, dass man sie unbehelligt ziehen lassen sollte, doch man muss ihre Impertinenz und Respektlosigkeit nicht mehr stoisch über sich ergehen lassen. Man kann sich an einen Nebentisch stellen, denn man muss sich nicht dazusetzen oder man kann sich in der S-Bahn einfach in den nächsten Waggon begeben, statt sich dumme Sprüche anzuhören.

In den letzten Wochen und Monaten haben sich viele neue Chancen im Privaten, Beruf und auch politisch ergeben. Es ist wichtig zu wissen, wofür man das alles angefangen hat und wofür man das heute noch weiterhin tut. Dazu muss man sich die richtigen Partner, Freunde und liebe Menschen suchen, mit denen man die Dinge tun kann, die ein schönes Leben, einen erfüllten Beruf und die notwendige politische Arbeit ermöglichen. Die habe ich gefunden und die anderen bleiben zurück.

„Wir sind noch da!“ meinte mein guter alter Freund Oliver und motivierte mich mit diesem kurzen Satz weiter politisch zu arbeiten und nicht aufzugeben. Wir  kennen uns seit unserer Jugend. Tatsächlich hat er mich 1980 dazu „angestiftet“, an meiner ersten Friedensdemo in Mönchengladbach teilzunehmen. Wir sind noch da!“ trifft es ganz gut, denn „Aufgeben“ ist keine Option.

Ich liebe Euch! Vencermos!
-
Siehe dazu auch Beitrag im Bürgerportal GL vom 18.12.2013:


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Kommentare: 3
  • #1

    Johnny (Samstag, 25 Juli 2015 22:56)

    Bravo, guter Artikel, ehrlich und glaube mir, ich fahre mit dir in jedem Abteil, Waggon und gehe den Weg für
    eine bessere Welt.

  • #2

    Go-Left! (Dienstag, 28 Juli 2015 08:11)

    "Anhänger der neuen Religion Mobbing gehören zur Sekte der Sekkierer."

    Zitat von Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker

  • #3

    Waltraud (Mittwoch, 29 Juli 2015 15:47)

    Hola Tommy, hat mich sehr berührt dein Artikel.i Ich würde gerne einen Waggon mit dir teilen und bin froh, dass wir ein Stück Weges zusammen gegangen sind und noch heute gehen können. Wahrscheinlich bist du nicht wirklich zum Politiker geeignet, dein offenes Denken und deine Menschenfreundlichkeit passt nicht wirklich in die Politik. Schade eigentlich, denn mir hat gerade das immer sehr gefallen an dir. Ich hoffe, du ziehst dich nicht ganz zurück, denn es wäre schade, wenn du nicht mehr dabei wärst. Vielleicht findest du Freunde mit denen Politisieren noch Spaß macht. Ich drücke dir die Daumen und sage nur armes Bergisch Gladbach, wenn sie dich verlieren!

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